Der Klang des Glaubens Kirchenmusikerin Conny Stern wünscht sich mehr singende Menschen

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Eine Kirche ohne Musik ist kaum vorstellbar. Musik gehört zum Gottesdienst, sie ist eine Auseinandersetzung mit dem Wort Gottes. Jemand, der weiß, wie solch ein „gesungenes Gebet“ funktioniert, ist Conny Stern. „Singen ist das Größte“, sagt die studierte hauptamtliche Kirchenmusikerin. Sie bereitet Gottesdienste, Beerdigungen und Andachten vor, spielt Orgel, Klavier, ein wenig irische Harfe, sie leitet mehrere Chöre und unterrichtet an der Diakonenschule Wittekindshof das Fach „Liturgik und musische Bildung“.

„Musik im gottesdienstlichen Raum hat ganz viel mit Spiritualität zu tun. Ich möchte die menschliche Seele berühren, die Seele zum Schwingen bringen“, sagt die Kantorin. „Unsere Kirchenmusik in der Stiftung ist sehr stark am Menschen orientierte Basisarbeit. Ich arbeite basal.“ Ihr gehe es darum, Menschen anzurühren und zu verbinden. „Das bringe ich auch meinen Schülerinnen und Schülern bei und versuche sie zu sensibilisieren: Beobachtet euch. Was macht die jeweilige Musik mit euch? Das hat viel mit Achtsamkeit und Resonanz und zu tun.“

Scheu vor lautem Mitsingen

In der Wittekindshofer Erlöserkirche könne beim Gottesdienst – zumindest vor der Corona- Pandemie – „ordentlich die Post abgehen“. „Hier steht die Gemeinde auf, klatscht oder tanzt. Hier muss der Pfarrer mit spontanen Fragen, Antworten und Kommentaren rechnen.“ Schade sei es, dass sie immer häufiger beobachte, dass Menschen sich nicht trauen, laut mitzusingen. Dabei könne so viel Emotion beim Musizieren freigesetzt und auch verarbeitet werden. „Wenn ich müde bin, schlechte Laune habe, Stress verspüre oder mich freue: Für alles gibt es die passende Musik.“

Sowohl bei den Chorproben als auch beim Unterricht in der Diakonenschule setzt Conny Stern auf den Einsatz von unterschiedlichsten Instrumenten, darunter auch Handchimes, eine Art Handglocke aus einem abgestimmten Vierkantrohr. Damit auch Menschen mit Behinderung diese nach Noten spielen können, hat sie sich zusammen mit dem Erlöserchor ein System mit farbigen Klebestreifen ausgedacht, die den Ton und die Tonart anzeigen. In ihrem Musikschrank befinden sich noch viele andere Instrumenten-Schätze. Einen Psalter hat sie aus dem Nachlass einer Klientin erhalten.

Viele weitere Instrumente hat sie durch Spenden und Fördermittel angeschafft. „Es ist interessant zu hören, was sich bei Menschen entwickelt, wenn man Musik im gegenseitigen Zuhören einfach kommen lässt. So entstehen immer neue, andersfarbige Klangräume“, sagt die Kantorin.

Geschenk Gottes

Der positive Einfluss von Musik auf den Menschen sei nachgewiesen. „Eine schwedische Studie hat sogar gezeigt, dass Menschen, die im Auto laut mitsingen, länger leben. Eine andere bestätigt, dass Singen gesund hält und die innere Gelassenheit und guten Schlaf fördert“, berichtet Conny Stern, die selbst auch Autoradiohörerin und Mitsingerin ist und beim Kochen zuhause gerne WDR5 hört. Ihr großer Wunsch ist es, einen inklusiven Chor zu gründen: „Dann singen wir Musik querbeet. Vom Popsong bis zum klassischen Kirchenlied.“ Das Singen und den Atem dazu habe uns Gott geschenkt – „es hilft uns für und in allen Lebenslagen“.

Der Bericht ist in der Ausgabe "Taktvoll" des Magazins "Durchblick" erschienen.